Bergbaugeschichte rund um Stockheim

Traditionen bewahren - Geschichte erleben - Brauchtum erhalten


"Eine Gesellschaft die ihre Vergangenheit nicht kennt, deren Zukunft ist in Gefahr" (Richard von Weizsäcker)

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Grubenunglück 10.April 1879

 

Vier Tage lebendig begraben


Es ist Gründonnerstag, der 10. April 1879, 2 Uhr nachmittags. Neun Mann steigen mit einem „Glück auf" die 45 Leitern des Maxschachtes hinab. 10 Uhr nachts kommen noch drei Förderleute dazu. Bald sind auch diese Männer mit ihrer Arbeit beschäftigt.

Kaum war eine Viertelstunde vergangen, da löschten gewaltige Wetterschläge die Lampen aus. Zwei Männer kamen erschreckt angerannt. Die Grubenstrecke war eingebrochen und total versperrt. Als sie über den Bremsberg zur Mittelstrecke wollten, brach ein gewaltiger Fels hernieder und versperrte auch diesen Fluchtweg. Sie waren jetzt eingeschlossen - lebendig begraben. Nur zwei Lampen hatten sie, ihr Handwerkszeug war auch verschüttet. Ein einziges Stückchen Brot, das einer dabei hatte, wurde unter allen auf­geteilt. Sie entdeckten einen alten zugemachten Stollen.

Mit den blanken Händen räumten sie abwechselnd die Erdmassen nach hinten weg. Kein Lebenszeichen kam von draußen. Auch dort horchten die Rettungs­kolonnen - kein Klopfen oder Zeichen kam von den Vermißten. Ununterbrochen wurde an einer Umfahrstrecke gearbeitet.


Der Karfreitag verging und auch der Karsamstag. Kein Lebenszeichen. Man beschränkte die Verumbru-chungsarbeiten jetzt bloß auf den Bruch in der Grundstrecke und hatte damit dann auch Erfolg.
Am Ostersonntag kam man zum Grundstollen durch und vernahm ein Klopfen und Pochen. Man hatte ein Lebenszeichen von den Eingeschlossenen. „Sie leben, sie leben", so tönte der Freudenruf durch die Stollen hinauf in den Zechenhof und in die umliegenden Dörfer.
Als der Ostermontag anbrach, war man soweit vorgedrungen, das man sich mit den Eingeschlossenen ver­ständigen konnte. Große Freude herrschte.

 

Um 12.30 Uhr schickte Bergamtmann Hahn folgendes Telegramm an das Königliche Bezirks-Bergamt Bayreuth:
„Sämtliche Verschüttete gerettet und zu Tage gebracht!"


Auf der Berghalde am Maxschacht war eine große Menschenmenge versammelt. Ergreifende Szenen spiel­ten sich ab. Vier Tage ohne Speis und Trank ließen die Bergleute ermatten. Mancher konnte nicht mehr stehen. Als letzter entstieg dem Schacht Oberhauer Rubel. Er hatte sich diese vier Tage wie ein Vater um die Eingeschlossenen gesorgt.
Unvergessen wird allen Anwesenden jener Augenblick bleiben, als vier der befreiten Bergleute, umgeben von ihren Frauen und Kindern, auf die Knie sich niederließen und in heißem Gebet Gott für ihre Befreiung dankten. Da blieb kein Auge der vielen Umstehenden trocken. Voll Freude, mit Achtsamkeit, lädt man den Vater, den Sohn, den Bruder auf die bereitstehenden Wagen und befördert sie zum heimischen Herde.

Sämtliche Arbeiter aus den Kohlengruben Stockheim und Neuhaus fanden sich am Montag, 5. Mai, am Unglücksort, dem Maxschacht, ein, wo von Swaine eine Ansprache hielt. Anschließend zogen alle gemein­sam zur Pfarrkirche nach Neukenroth zum Dankgottesdienst, den Pfarrer Schürger hielt.
Wahrhaft rührend war es als zum Schlusse die zwölf Geretteten, Katholiken sowohl Protestanten, sich paarweise dem Hochaltar näherten und kniend dem Priester ihre Kerzen darreichten. Wie mögen sie wohl Gott in ihrem Herzen gedankt haben, der sie in der größten Not und Gefahr so sichtlich beschützt hat.


Bild der geretteten Bergleute

Obere Reihe von links: F. Eberth, P. Reich, G. Fug, G. Weber, J. Müller, F. Glasser;
untere Reihe von links: J. Bär, S. Rubel, Oberhauer K. Rubel, K. Thoma, J. Möckel

 

Barfuß nach Vierzehnheiligen
Am Samstag, 24. Mai, lösten sie ihr Gelübde ein. Nach einem Gottesdienst in Neukenroth begann die Wallfahrt nach Vierzehnheiligen. Barfuß und mit brennenden Grubenlampen begannen sie den Gewalt­marsch. Wasser und Brot waren ihre Marschverpflegung. In der Basilika empfingen sie die heiligen Sakra­mente und beteten, bis sie den Rückmarsch antraten. Sie stifteten ein Motivbild, das der Wilhelmsthaler Künstler Johann Böhm erstellt hatte.
Das Bild, welches noch in Vierzehnheiligen zu sehen ist, trägt ganz oben die Jahreszahl 1879, links eine Ab­bildung der 14 Heiligen, rechts eine solche der Mutter Gottes. Darunter knien in einem Bergwerksschachte die 12 Bergleute. Ganz unten ist zu lesen:
„Durch die Fürbitte der hl. 14 Nothelfer und der hl. Mutter Gottes sind wir 12 Mann Bergleute nach viertägiger Verschüttung in der Steinkohlengrube Maxschacht (bei Stockheim) wieder glücklich an das Tageslicht gekommen.
Konrad Rubel, Simon Rubel und Konrad Thomas von Neukenroth, Joseph Müller von Wolfersdorf, Georg Weber von Stockheim, Georg Fug von Haßlach, Johann Möckel von Haig, Michael Schwämmlein von Burggrub, Johann Bär von Wustung, Friedrich Glaser, Friedrich Eberth von Neu­haus, Peter Reich von Lindenberg."
Auf ihrem Heimweg wurden sie in vielen Gemeinden bewirtet und beschenkt.

 

Zeitungsbericht1 15.04.1879 Fränkischer Tag
Zeitungsbericht 17.04.1879 Fränkischer Tag

 

Bild in der Wallfahrtskirche Vierzehnheiligen gestiftet 1879 von den geretteten Bergleuten.



 

 



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