Bergbaugeschichte rund um Stockheim

Traditionen bewahren - Geschichte erleben - Brauchtum erhalten


"Eine Gesellschaft die ihre Vergangenheit nicht kennt, deren Zukunft ist in Gefahr" (Richard von Weizsäcker)

Herzlich Willkommen auf der Homepage des Fördervereins Bergbaugeschichte Stockheim/Neuhaus e.V.


Eröffnet 1769
Geschlossen 1936
Beschäftigte maximal 50 Personen um 1911
Tiefste Grabung  
Besitzer

1794 Bürgermeisters Wolfgang Schubert

1836 Finanzrat Christian von Weiß

ab 1845 Josef Freiherr von Swaine

 

ab 1978 Richard Freiherr von Swaine

   
   

 

Autor: Gregor Förtsch

Die Adam-Friedrich-Zeche wird in den Kronacher-Rechnungsbüchern erstmals 1769 erwähnt. Ihren Namen hatte die Zeche nach dem damals residierenden Fürstbischof von Würzburg und Bischof von Bamberg, Adam-Friedrich von Seinsheim (1757 – 1779) erhalten. Der vermutlich älteste Teil der Zeche ist ein Förderschacht, der zwischen den Waldabteilungen „Ziegenrück“ und „Dachsbau liegt. Der Schacht wurde nur wenig unterhalb der höchsten Erhebung des „Ziegenrück“ angelegt. Zu diesem Schacht gehörte auch ein Stollen, der vermutlich der Entwässerung diente und im Talgrund der „Lehnetz“ sein Mundloch hatte.


Diesem Bergwerk war zu Beginn vermutlich kein großer Erfolg beschieden. Denn 1775 war die Zeche, wie übrigens auch die beiden anderen in Stockheim betriebenen Zechen (Vereinigter Nachbar 1763, St. Wolfgang 1766), mit den herrschaftlichen Abgaben im Rückstand.

So schuldete die Adam-Friedrich-Zeche für die letzten 7 Jahre dem Bischof für das Quartal Crucis (01.07. – 30.09.) 209 fl, 56 ¾ kr Zehnt, Quatembergeld 23 fl, 20 kr.  Drei Jahre später berichtet die bischöfliche Hofkammer an Stadtvogt und Bergamtsverwalter Carl Joseph Heel zu Cronach: „... die Steinkohlenzeche „Adam-Friedrich“ soll sich, nach dem Berichte des Bergmeisters Anton v. Naßberger, in einem verwirrten  Betriebe befinden und die Notwendigkeit vorliegen, mit kostbarem Auslagen einen neuen Stollen durchschlägig zu machen, wodurch mit 5 Mann mehr Steinkohlen zu gewinnen sind als jetzt mit 10 ...“.

1783 waren in der Grube nur noch zwei Hauer und ein Haspelknecht beschäftigt. Im Vergleich mit den anderen Gruben

(Fürstenwerk 4 Berghauer, 2 Haspelknechte, 2 Bergjungen; Erbstollen Franz Ludwig 5 Berghauer, 2 Karrenläufer; St. Wolfgang 6 Hauer; Vereinigter Nachbar 3) ein nur geringer Personaleinsatz.

Die noch 1794 auf Rechnung des Kronacher Bürgermeisters Wolfgang Schubert geführte Zeche, wechselt ihren Herrn.

Im Jahre 1797 ist der Kronacher Ratsherr Johann Georg Heim Besitzer der „Adam Friedrich Zeche“, dem auch dir Grube „Franz Ludwig“ gehört.
Ein elender Grubenbau woran aber der Besitzer selbst schuld ist, denn dieser Taepierde auch einen augenblicklichen Zrvienern verrichtet jede mögliche gut Anordnung, die Tiefe des Schachts beträgt 10 La, und in einer Teufe von 8 La huhr von ?? 16 Lr auch dem Streichenen Flözes gegen Mittagmorgen Stde 11 auch, und richtet so einen Förderstrecke vor, die bald steigt, bald fällt, sich bald gegen das Hangende, bald gegen das Liegende wendet, zu Felde dieses 16 La langen Strebgieng nun auch einmal auf den liegenden in einer schiefen Richtung ca. 3 Lachter under, di Koheln anständen sind hier mächtig, und die Kohlen ziemlich rein, und gut: da nun auch das Steigers Versicherung in dieser Teufe in den Richtung gegen den Schacht zu noch mehrere Mittel anstehen sollen, so hielt ich es ganz schön zwecs dienlich, wenn vom Orte her vorgegangen die vorliegenden Schacht auf den Liegenden des Flözes gegen Mitternacht Abend Stde 11 aufgefahren, der Schacht selbst auf ca, 1 La niedergebracht, und durch einen Querschlag, nacher zum Füllorte vorgerichtet werden kann, und der zutreibende Förderstrecke in Verbindung gesetzt wird: hindurchkönten die Kohlen, und Berge auch auf der oben beschriebenen alten verkrüppelten Strecke bis zu Füllort durch mehrere Jungen in Schanzenkörben getragen, und durch einen einzigen Jungen gelaufen werden. Den Steiger habe ich auch bericht die nöthigen data zu dießem Vorrichtungsarbeit an Händen gegeben.


1807 Der Bischof als Herr über die Stockheimer Kohlengruben 

Nach der Besitznahme des Hochstifts Bamberg durch Bayern, bzw. nach Erlangung des Königstitels wurde am 30.04.1807 das „Kgl. Baier, Berg- und Hütten-Comissariat in Franken“ zu Kronach errichtet, dessen Leitung dem ehemaligen Oberamtmann Carl Siegmund v. Künsberg übertragen war. Die Aufsicht über den gesamten Grubenbetrieb zu Stockheim, hatte der aus Schlesien stammende Obersteiger Erdmeyer mit Sitz in Kronach übertragen bekommen. Bergmeister Büttner erließ 1811 eine Anordnung zum Bau des Adam-Friedrich-Schleppschachtes. Die Tagstrecke erreicht auf einer Höhe von 345 Meter eine Teufe von 38 m, wo sie auf den Maximilian-Erbstollen stößt. Zu dieser Zeit gab es in Stockheim 8 Gruben in denen Steinkohle gefördert wurde. Das ab Mitte des 18. Jh. eingesetzte Mutungsfieber scheint sich zwischenzeitlich abgekühlt zu haben und der Ernüchterung gewichen zu sein, denn nach einem Bericht des Landgerichts Cronach an die Regierung von Oberfranken, waren 1834 in Stockheim nur noch 4 Gruben in Betrieb. Dazu gehörten die Adam Friedrich-Zeche die sich noch immer in den Händen der Familie Heim (Carl Sigmund) befand. Die Franz  Ludwig-Zeche betrieb Heim nun zusammen mit dem Kronacher Bürger Schell. Die Zeche St. Catharina ( Salzfaktor Hofmeier Kronach aus Stadtrat Strüpf´schen Konkursmasse). Die Zeche Vereinigter Nachbar der Witwe von Donop zu Steinach gehörig, lieferte damals die besten Kohlen, während die Zeche „Adam Friedrich“ die größte Ausbeute hatte.


1841„Swaine“ der Reformer
Im Jahre 1841 erwirbt Henry Joseph Freiherr v. Swaine die Zechen St. Katharina und Christoph Franz von der Hofmeir-Strüpf´schen Konkursmasse. Nach und nach brachte er allen Gruben, darunter auch die Adam Friedrich Zeche,  mit Außnahme  der v. Donopp´schen (Vereinigter Nachbar, St. Wolfgang, St. Michael) in seinen Besitz.
Die AFZ betrieb im Verlauf ihrer 167-jährigen Geschichte, insgesamt sechs Schächte und 4 Tagstrecken. Bei den Tagstrecken handelt es sich um sog. tonnlägige Schächte (*siehe Exkurs). 1872 hatte dieses Bergwerk seine größte Ausdehnung erreicht. Das Grubenfelde erstreckte sich im Westen bis an die sachsen-meinigische „Landes-Grenze“. Im Norden begrenzte der „obere Adam Friedrich Schacht“ die über Tage sichtbaren Bergwerksanlagen.  Aus Gründen der Rentabilität bzw. im Hinblick auf einen beabsichtigten Bau einer Eisenbahnlinie Sonneberg Neuhaus versuchte v. Swaine ab 1872 alle Gruben unterirdisch zu verbinden. Spätestens im Jahre 1880 hatte Swaine dieses Ziel erreicht. Die Gruben St. Katharina, Hilfe Gottes, Franz Ludwig, Adam Friedrich, Carl Christoph, Christoph Franz, Sophie, Minna, Joseph, Juliane, Bernhard nebst Maximilianerbstollen wurden zur Henry- und Emilienzeche zusammengefasst und in Henry und Emilie umbenannt. Ab dieser Zeit wurde nur noch auf bayerischer Seite aus dem Maxschacht und der Katharinenzeche und auf thüringischer Seite aus der Grube Sophie Kohle gefördert. Die übrigen Schächte wurden zugefüllt und der Vergessenheit übergeben. Auch die Schächte der AFZ entgingen diesem Schicksal nicht, wurden aufgegeben und verfielen bzw. stürzten ein. Wie viele Flurnamen, die nach einer Gebietsreform verloren gegangen sind, so gingen auch Namen von ehemals eigenständigen Zechen verloren. Nach der Zusammenlegung, wurde die „Adam Friedrich Zeche“ in Folge nicht mehr als eigenständige Zeche erwähnt. Der Name erscheint in Folge nur noch im Zusammenhang mit der Zeche St. Katharina, wobei nun die allgemeine Bezeichnung „Adam-Friedrich-Tagstrecke“ lautet.


Der bay. Staat wird Besitzer der Stockheimer Steinkohlengruben 1908 – 1911

Nach der abgeschlossenen Zusammenlegung der v. Swain´schen Gruben wurde nur noch aus 3 Schächten gefördert. Am 20. Juni 1908 gingen die v. Swain´sche Gruben „Max“ und „Katharina“ auf bayerischer Seite und „Sophie“ auf meiningischer Seite, um den Kaufpreis von 2,5 Mio. Mark, in den Besitz des Bayerischen Staates über. Vom 01.September 1908 bis 1911 standen die Kohlengruben der Henry u. Emilienzeche nun unter staatlicher Verwaltung. Dazu wurde eigens ein kgl. bay. Bergamt und eine eigene Verwaltung unter der Bezeichnung „Kgl. Grubenverwaltung Stockheim“ ins Leben gerufen. Das Bergamt wiederum bevorzugte die Gruben Max- und Sophie, sodass die Zeche St. Katharina, der auch die Adam Friedrich Tagstrecke zugerechnet wurde, in einen trostlosen Zustand verfiel. Drei Jahre nach der Übernahme stellte der bay. Staat, aufgrund der Abbauunwürdigkeit, den Bergwerksbetrieb ein. Auch Proteste der Bevölkerung brachten nichts ein.
Kohlenbergwerk Stockheim i. O. GmbH  Die Zeit von 1912 – 1926 

Bereits ein Jahr später, am 01.06.1912, gründeten mehrere Industrielle die „Kohlenbergwerk Stockheim GmbH“. Verantwortlicher Betriebsleiter war Georg Richter, für den kaufmännischen Bereich war Kommerzienrat Hermann Weinmann zuständig. Man versäumte keine Zeit, denn bereits im August wurde ein neues Maschinenhaus geplant. Der Plan der von Georg Richter im August 1912 selbst gezeichnet wurde, läßt einige Details für die geplante Ausstattung erkennen. So  ist z.B. auf dem „Schnitt“ in der Bildmitte, eine Dampfmaschine die hier als „Locomobile“ bezeichnet ist, geplant gewesen, die als Antrieb für die „Förderhaspel“ dienen sollte. Das Maschinenhaus sollte 12 m lang und 5 m breit werden bei einer Höhe bis zum Dachfirst von 7,50 m. Spätestens 1913 dürfte der neue Bau fertig gestellt worden sein.
Eine 22 m lange „Laufbahn“ aus Holz, verband das Maschinenhaus mit dem Schleppschacht, der 1933 eine Teufe von 38,5 m erreicht hatte. Für die Wetterhaltung standen der alte St. Katharina-Schleppschacht (1775), sowie ein aufgebrochener Entlüftungsschacht der „Kreuzgrube“ (St. Wolfgang) zur Verfügung. Mit 20 Bergleuten wurde zunächst die Arbeit wieder aufgenommen. Neun Jahre später war die Zahl der Beschäftigten bis auf 512 Mann angestiegen. Ein letzter Versuch zur Verbesserung der Situation wurde unternommen und im Jahre 1926 der Katharinen-Förderschacht abgeteuft. Bis dahin wurde auf „St. Katharina“ der schon im Jahre 1775 angelegte „Schleifschacht“ zur Kohlenförderung genutzt. Eine sich verschlechternde betriebswirtschaftliche Situation und Fehlinvestitionen führten dann unweigerlich dazu, dass die Tore der Zeche St. Katharina am 22.April 1927 geschlossen werden mußten.
1927 – 1929      Kein Betrieb
Das Foto mit einer Gruppe von Bergleuten, zeigt die „Laufbahn“ des AF Schleppschachtes und dürfte um 193? Entstanden sein.

1930 Gründung des „Bergbauverein Sankt Josef e.V. Stockheim und Umgebung“.

Um der drohenden Not durch Arbeitslosigkeit zu entgehen, machten Teile der Belegschaft aus Not eine Tugend und gründen am 20.01.1930 den „Bergbauverein St. Joseph“. Aus rechtlichen Gründen erfolgt nicht lange danach (28.9.1930) die Umbenennung in „Bergbaugenossenschaft Stockheim und Umgebung GmbH“.


Bergbaugenossenschaft Stockheim und Umgebung GmbH“
Zunächst wurde mit 20 Arbeitern am 17.Nov.1930 die Arbeit aufgenommen. Und wieder war es die „Adam-Friedrich-Zeche“, die neue Hoffnung bei den Bergarbeitern aufkommen läßt. Die Bergbaugenossenschaft lies unmittelbar neben der alten AF-Tagstrecke, einen neuen, den AF-Schleppschacht, der ebenfalls als tonnlägige Förderschacht aufgewältigt. Mit der Neuanlage des Schleppschachte, unmittelbar neben dem alten, konnte das 1912 erbaute Förderhaus genutzt werden. Die Berginspektion berichtet an das Oberbergamt in München: „Am 17.11.1930 wurde in der Nähe der früheren Adam Friedrich Tagstecke mit dem Abteufen eines tonnlägigen Gesenks (Schachtes) im Flöz begonnen, um zunächst die über dem Maximilianstollen noch anstehenden Kohlen abzubauen“. Wenige Monate später, am 11. Januar 1932 wird berichtet: „Zu beiden Seiten des nördlich der früheren Adam-Friedrich-Tagstrecke niedergebrachten Gesenks wurde der Abbau mittels Strecken und Überhauen fortgesetzt. Auf der nördlichen Seite waren drei Arbeitspunkte, auf der südlichen zwei Örter belegt. Es waren 19 Bergleute beschäftigt, die täglich etwa 280 Zentner Kohle förderten“.


Der noch von der „Kohlenbergwerk Stockheim GmbH“ im Jahre 1926 angefangene St. Katharinenschacht war nur 4o Meter tief geschlagen worden und  wurde nun um weitere 110 Meter abgeteuft. 
„Der alte Wasserstollen ist verhältnismäßig noch gut erhalten. 110 Meter geht er flach bergeinwärts, dann mündet er in den 6 Kilometer langen Wasserstollen, der seinen Ausgang in die Haßlach mündet. Bei den Ausbesserungsarbeiten im Stollen wird auch schon ein bisschen Kohle gefördert.“ ... „Vielleicht 50 Meter vom Stollenmundloch des Maxstollens geht ein Schacht in die Tiefe. 40 Meter stößt er in die Erde vor. Sein Ausbau ist noch wunderbar erhalten.“(Q.: Bay. Ostmark, 26.Nov. 1935)

 

Befahrung des Schleppschachtes (Q.: Zeitung von 1936, Schacht St. Josef) ... Im November war es ein Jahr, dass der neue Schacht begonnen wurde und heute haben sie sich 130 m tief hineingebohrt ...“ ... „Das ist ja das besondere an der Stockheimer Grube. Man kann hinuntersteigen bis zur ersten Sohle, man braucht kein Fahrzeug. Schräg läuft die Fahrstrecke in die Tiefe. Man braucht kein Pumpwerk, das Wasser hat sich einen natürlichen Abfluss gesucht.“ „Kaum 15 Meter und die erste Sohle ist erreicht.“
Befahrung des Schleppschachtes (Q.: Bay. Ostmark, 29.08.1936) ... Dann stehen wir vor dem Eingang der Flachstrecke, der Adam Friedrich-Tagstrecke. Das Doppelband eines Gleises führt in den Schlund ..bald haben wir die Wasserstollensohle erreicht“.


Durch die Gründung der „Bergbaugesellschaft Stockheim/Ofr. m.b.H.“ am 30.08.1935, wurden neue Kräfte mobilisiert. Als wichtigste Neuerung wurde ein 18 m hoher Förderturm, durch die Haiger Firma Detsch, auf dem St. Katharinenschacht errichtet. Bis dahin wurde über die tonnlägige Adam-Friedrich Stecke gefördert, die ja 1912 erst modernisiert worden war. Die Installation des neuen St. Katharina Förderturmes sowie die Abteufung auf 140 m, war das endgültig aus für die unwirtschaftlich gewordene Adam Friedrich Tagstrecke.


Noch einmal gab es einen  Aufschwung, der allerdings die Nachteile der Stockheimer Kohlenlager, gegenüber den Abbaugebieten im Ruhrgebiet nicht wettmachen und schon gar nicht auf Dauer den Betrieb retten konnte. So konnte weder der Ersatz des alten Holzförderturmes durch einen 1958 installierten Stahlförderturm, noch die Abteufung des Schachtes bis zur 320 Meter-Sohle, die endgültige Schließung der letzten Stockheimer Steinkohlenzeche „St. Katharina“ am 30.März.1968 verhindern.

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