Bergbaugeschichte rund um Stockheim

Traditionen bewahren - Geschichte erleben - Brauchtum erhalten


"Eine Gesellschaft die ihre Vergangenheit nicht kennt, deren Zukunft ist in Gefahr" (Richard von Weizsäcker)

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Eröffnet 1763
Geschlossen  
Beschäftigte maximal 250 Personen um
Tiefste Grabung  
Besitzer ab 1763 Friedrich Gundermann
 

 

   
   

 

Informationen


1756 — Nicht nur Hammer und Schlägel, sondern noch ein Dackel sollte eigentlich im Wappen von Stock­heim sein. Ein Dackel des Oberförsters Christoph Friedrich Gundermann aus Sachsen-Meiningen war es, der damals, 1756, mit einer schwarzen Schnauze aus einem Dachsbau im ,,Zinnruck“ kroch, dem man die Entdeckung des Stockheimer Kohlenreviers verdankt. Dem Förster fiel die schwarze Schnauze seines Dackeis auf. Er untersuchte diese schwarze Erde und hielt diese für einen Farbstoff. Bei genauerer Prüfung aber kam er zu der Überzeugung, daß er eine Gattung Kohlen gefunden habe.
Das damals ca. 13 Häuser zählende kleine Dörfchen konnte noch nicht ahnen, welchen Aufschwung es in den nächsten Jahrzehnten nehmen sollte.
Gleichzeitig begann aber der Krieg Preußen gegen Österreich, Rußland und Frankreich.
Gundermann begann mit den ersten Grabungen und am 9.11.1758 wurde ihm der erste Mutschein ausge­stellt. Durch das Eindringen der Preußen in unser Gebiet, wo auch das Haßlachtal schwer zu leiden hatte, wurde Gundermanns Werk unterbrochen. Am 10./11. Mai 1759 fielen die Preußen in Glosberg, Stockheim und Neukenroth ein und erzwangen von der Bevölkerung die Abgabe von Vieh, Geld und Naturalien. Sieben unruhige Jahre nahmen am 15.2.1763 mit dem Frieden von Hubertusburg ihr Ende. Preußen hatte gesiegt. Friedrich der Große behielt Schlesien.
Der ,,Vereinigte Nachbar“
Gundermann, welcher inzwischen noch einen Teilhaber in der Person eines gewissen Heinrich Langgut gefunden hatte, legte nun einen neuen Schacht an, welchen er mit dem Namen ,,Vereinigter Nachbar“ belegte. In aller Stille gingen diese Arbeiten vonstatten. Erst anfangs August 1763 drang die Kunde von der Eröffnung eines Steinkohlenwerks bei Stockheim nach Kronach, hier, nicht geringes Aufsehen hervorrufend. Nachdem Grund und Boden als Bestandteil des Stockheimer Ritterguts Eigentum der Stadt Kronach waren, ließ der Rat seinem Jäger Konrad Wetzel zu Stockheim sofort den Befehl zugehen, ,,diejenigen Leute, so dieses Steinwerk erbrochen, vor hiesigen Rat zu verbescheiden.“
Infolgedessen erschien am 8. August 1763 Christoph Friedrich Gundermann auf dem Kronacher Rathause, wo der Oberamtmann Freiherr von Künsberg, Amtsbürgermeister Wagner, die Räte Fischer, Heffner und Bissing und Stadtkonsulent Meißner versammelt waren und Gundermann einem strengen Verhöre unter­warfen.
Man kam schließlich dahin überein, daß die beiden Unternehmer Gundermann und Langgut einstweilen am angefangenen Werk fortfahren, jedoch von den gewonnenen Steinkohlen ohne vorherige Anzeige und zuerst abgelegte Quartalsrechnung nichts abgeben sollten, in welchem Sinne auch nach Bamberg darüber berichtet wurde. Auf Grund dieser Übereinkunft erhielt Gundermann unterm 6. September 1763 einen neuen Lehenbrief ausgestellt.

Gundermann scheint auch in Zukunft seinen Vorteil wohl verstanden und sich wenig um die Abmachungen mit dem Kronacher Stadtrate gekümmert zu haben.

04.1.1766 Eine Fürstbischöfliche Bamberger/Kronacher Kommission besichtigte das Stockheimer Kohlengebiet. Man kam mit Gundermann überein, daß die Stadt Kronach 25 3/5 Kux (ein Fünftel des Bergwerks) auf ihre Rechnung übernahm. Durch das günstige Ergebnis der Untersuchung bat der mitanwesende Kronacher Bürgermeister Titus noch am Abend des gleichen Tages die Kommission, ihm die Mutung auf eine neue, zweite Fundgrube zu gestat­ten.
Nach erstattetem Bericht der Kommission wurde ihm dies bereits im Februar des gleichen Jahres erlaubt und zwar unter denselben Bedingungen, welche Gundermann auferlegt worden waren. Titus bildete eine neue Gewerkschaft, bestehend aus Oberamtmann Freiherrn von Künsberg, dem Kronacher Ratsverwandten Martin Pautz und ihm selbst. Die Stadt Kronach beteiligte sich hier in keiner Weise. Noch im Frühjahr wurde mit der Abteufung eines Schachtes begonnen; die neuangelegte Kohlengrube erhielt den Namen ,,St. Wolfgang“.

Zwei Unternehmen
So bestanden jetzt zu Stockheim zwei Konkurrenzunternehmen: das Bergwerk ,,Vereinigter Nachbar“ und ,,St. Wolfgang“. Die Ausbeute der beiden Gruben scheint größer als der Bedarf gewesen zu sein. Die Hauptabnehmer waren sachsen-meiningensche Dorfschmiede.
Im eigenen Land bestand ein gewisses Vorurteil gegen den neuen Brennstoff. Um den Kohlenabsatz zu ver­bessern erließ die fürstliche Kammer eine Bekanntmachung in der steht, daß die Kohlen von bester Gattung sind und der Steinkohlendampf nicht schädlich sei. Außerdem wurde der Gebrauch für folgende Anwen­dungen gelehrt: für die Stubenöfen, den Schmieden, Schlossern, Ziegelbrennern‘ Kalköfen, Bierbrauern, Branntweinbrennern‘ Glashütten, Kupferschmieden, Gürtlern und sogar als Dung für die Felder sollte die Kohle genutzt werden.
1766 mutete Langgut die Grube ,,Die schöne Schwarze“ und der Kronacher Ratsherr Martin Pautz eröff­nete am Spitzberg die Schürfstelle ,,Der Glücksstern“ genannt.
1772 verkaufte die Stadt Kronach ihren Anteil zu 120 Gulden an Philipp Johann Rasiegott Otto, Hammer-werksbesitzer zu Obersteinach. Dieser lieferte aber nur den Wert in Eisen. Die Stadt hatte Mühe, das Eisen weiterzuverkaufen.
1774 wurde eine neue Grube, ,,St. Kunigund“, auf der Körnersleiten bei Traindorf eröffnet.
1775 — Bürgermeister Schubert von Kronach eröffnet ,,St. Catharina“.
1776 — Hammerwerksbesitzer Otto erwarb unterm 3. Dezember 1776 noch andere Anteile und schließlich auch diejenigen Gundermanns‘ wodurch er Alleinbesitzer des ,,Vereinigten Nachbars“ wurde. Im Jahre 1778 ließ Otto einen neuen Schacht teufen, welcher gute Ausbeute lieferte, weshalb auch die Grube wieder ziemlich emporkam.

Wichtige Ereignisse

Das größte Unglück in der Bergwerksgeschichte von Stockheim
Donnerstag, 5. September 1872 — Was geschah damals, am 5. September 1872? Aus den Protokollen entnahm der „Heimatkundliche Arbeitskreis Stockheim" von den damals Überlebenden viele Einzelheiten: Es ist Mittwoch, 4. September 1872. Die Männer der Nachtschicht der Steinkohlengrube „Vereinigter Nachbar" in Stockheim, die dem Kaufmann Felix Schaller von Kronach gehört, suchen in der dunklen Nacht den Weg nach Stockheim. Von Haßlach und Haig, von Breitenloh, Rottelsdorf, Welitsch, Wil-helmsthal, ja sogar aus Hesselbach machen sie täglich den beschwerlichen Weg zu ihrer Arbeitsstätte. Sie stapfen über den mit großen Löchern übersäten Weg in den „Zinnrück". Über den Berg kommen u. a. auch Friedrich Löffler aus Buch und Albert Schubert und Adam Wicklein aus Neuhaus. Vier Stockheimer Bergleute gesellen sich noch zu ihnen. 27 Kumpels steigen um zehn Uhr abends in den dunklen Schoß der Erde. Die Hälfte von ihnen wird man am nächsten Morgen früh nur tot wieder ans Tageslicht bringen.
Gegen 1.45 Uhr bemerkte der Grubenzimmerling Johann Wachter von Grümpel einen stark beißenden Rauch. Er suchte die beiden Feuerwächter Johann Kaiser und Peter Weber und fand sie schlafend an. Diese bemühten sich sofort Löschwasser herbeizuschaffen. Er selbst kroch zum Schacht hin. Dann wurde er bewußtlos. Schichtmeister Marschall fand ihn und schleppte ihn zum Schacht. Viele Helfer fuhren ein. Sie retteten noch zwölf bewußtlose Kumpels vor dem Gastod.
Bei Anbruch des neuen Tages konnte man das große Unglück überblicken. 13 Bergleute lagen tot in den Stollen, einer wurde noch vermißt. Man fand ihn erst Tage später. Als man sie nach oben in die Waschkaue gebracht hatte, stellte man erst ihre Namen fest. Elf Familienväter starben durch Brandgase den Berg­mannstod. Elf Ehefrauen und 33 Kinder weinten um ihre Ernährer. Am Tage der Beerdigung, zwei Tage später, gebar die Witwe von Caspar Glaser aus Hesselbach, Barbara, geb. Rab, ihr erstes Kind, eine Toch­ter; Barbara Nicol aus Stockheim war im dritten Monat schwanger. Drei junge, ledige Kumpels waren ebenso den Bergmannstod gestorben.


Die verheirateten Toten waren:
Xaver Welscher aus Haßlach, 32 Jahre; Johann Nicol, Stockheim, 46 Jahre; Johann Fugmann, Breiten-loh, 56 Jahre; Albert Schubert, Neuhaus, 50 Jahre; Paul Wich, Wilhelmsthal, 35 Jahre; Martin Schmidt, Wilhelmsthal, 35 Jahre; Caspar Glaser, Hesselbach, 30 Jahre; Johann Kreul, Haig, 48 Jahre; Peter Weber, Stockheim, 35 Jahre; Friedrich Löffler, Buch bei Neuhaus, 40 Jahre; Friedrich Heinlein, Stockheim, 36 Jahre.


Die Ledigen:
Michael Fehn, Rottelsdorf, 24 Jahre; Adam Wicklein, Neuhaus, 32 Jahre; Johann Kaiser, Stockheim, 24 Jahre.
Im Januar 1873 erhielt jede Witwe 600 fl, für jedes Kind nochmals 200 fl, die hinterbliebenen Eltern je 300 fl.


Die 13 Geretteten waren:
Andreas Stalph, Breitenloh, Georg Schrözzel, Buch bei Neuhaus, Lorenz Konrad, Welitsch, Ernst Räder, Neuhaus, Reinhard Räder, Neuhaus, Georg Kalb, Neukenroth, Johann Eisentraut, Neuhaus, Emil Eisen­traut, Neuhaus, Franz Danzmeier, Rotheul, Peter Fehn, Rottelsdorf, Johann Renk, Hesselbach, Georg Renk, Hesselbach, Johann Wachter, Grümpel.


Brände an der Tagesordnung:
Bei den Untersuchungen über das Unglück stellte sich heraus, daß diese Brände in den Stockheimer Gru­ben an der Tagesordnung waren. Bereits im August 1871 war im „Vereinigter Nachbar" ein großer Brand ausgebrochen, den man aber eindämmen konnte. Diese Schwelbrände entstanden meist durch Selbstent­zündung der Bergversatze. Man versuchte durch Vermauerung des Brandfeldes und durch Aufstellen von Feuerleuten diesem Übel vorzubeugen, was — wie dieses schwere Unglück bewies - nicht immer gelang. In der stickig-warmen Luft sind wahrscheinlich die beiden Feuerwächter eingeschlafen, was ihnen und zwölf weiteren Kumpels den Tod bedeutete.

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